Suezkrise

Befreiung von der Kolonialherrschaft im Nahen Osten

Zwar gab es inzwischen einige arabische Staaten, die formal Unabhängig waren, doch in der Realität hatten die Kolonialmächte noch immer einen sehr hohen Einfluss.

Der Umsturz in Ägypten

Der 23. Juli 1952 markierte den Anfang vom Ende für die französischen und britischen Machthaber in der Region. An diesem Datum stürzte nämlich eine Gruppe „Freier Offiziere“ den pro-britischen König Faruq in Ägypten.

Mit diesem Umsturz wurde eine neue Phase, um den Kampf der nationalen Unabhängigkeit, eingeleitet.

In anderen arabischen Ländern kam es ebenfalls zu neuen nationalistischen Bewegungen. So waren es meist Vertreter der unteren Mittelschichten, oftmals Militärs, welche die Befreiungsbewegung massiv unterstützten.

Suezkanal

Oberst Gamal Abdel Nasser (Gründer der „Freien Offiziere“) schaffte es, 1954 den Rückzug britischer Truppen aus der Suezkanalzone zu erzwingen. Am 26. Juli 1956 verstaatlichte er die Suezkanalgesellschaft. Diese wurde zuvor von Großbritannien und Frankreich betrieben.

Der Suezkanals spielte damals, wie auch heute, eine extrem wichtige Rolle. Denn er verkürzt des Seeweg zwischen Asien und Europa enorm. Bevor es den Suezkanal gab, mussten die Schiffe um Afrika herum fahren.

Er spielt also für den Handel eine extrem wichtige Rolle. Kein Wunder, dass Frankreich und Großbritannien die Kontrolle über den Kanal nicht so leicht hergeben wollten.

Die Suezkanalgesellschaft war außerdem ein Symbol für die westliche Beherrschung Ägyptens. Hierdurch hatte die Verstaatlichung auch einen großen symbolischen Charakter.

Um die Einnahmen der Suezkanalgesellschaft und die strategische Bedeutung des zentralen Transportweges nicht zu verlieren, mussten die Kolonialmächte etwas tun.

Suezkrise

Am 31. Oktober 1956 begannen französische und britische Truppen damit, die Kanalzone zu besetzen. Zwei Tage zuvor hatte Israel bereits (unter Absprache mit London und Paris) einen Angriff auf Ägypten begonnen. Hiermit entstand die sogenannte Suezkrise.

Israel konnte innerhalb weniger Tage die Sinaihalbinsel und den Gazastreifen einnehmen. Israel, Großbritannien und Frankreich wurden umgehend nach dieser Aktion von der Sowjetunion bedroht, da die Sowjetunion ggf. auf Seiten Ägyptens militärisch eingreifen werde.

Sinaihalbinsel auf der Karte

Auch die USA setzten sich in der UN dafür ein, dass die israelischen, britischen und französischen Truppen abgezogen wurden.

Erst schien es ein militärischer Erfolg für Israel zu werden. Doch letztlich war besonders Ägypten Profiteur, da es so die Kolonialmächte endgültig aus seinem Land vertreiben konnte. Auch der Suezkanal war wieder unter Kontrolle Ägyptens.

Nach der Suezkrise wurde die israelisch-ägyptische Grenze von bewaffneten UN-Friedenstruppen gesichert.

Weitere Profiteurer dieser Entwicklung waren die Sowjetunion und die USA. Beide Länder konnten den Einfluss von Frankreich und Großbritannien in der Region schwächen.

Mit diesem zweiten Nahostkrieg ging die Epoche der Kolonialherrschaft langsam zu Ende. Die arabischen Nationalisten waren selbstbewusster geworden und wehrten sich entschieden gegen die Briten und Franzosen.

Neue Akteure im Nahen Osten

Zwar verschwanden zwei Akteure im Nahen Osten immer mehr, doch kamen auch zwei neue Akteure hinzu. Die USA und die Sowjetunion begannen damit ihre Interessen im Nahen Osten zu vertreten. Denn auch sie erkannten die Bedeutung der Region.

Zwei Supermächte standen sich nun Gegenüber. Hiermit begann der „Kalte Krieg“. Dieser Konflikt sollte von nun an den Nahen Osten nachhaltig prägen.

Die Amerikaner und die Russen versuchten Länder im Nahen Osten unter ihrer Kontrolle zu bekommen. Es kam hierdurch zu einem neuen Kolonialisierungprozess in der Region. Wenn man so will, wurden die Briten und Franzosen von den beiden neuen Supermächten abgelöst.

Bereits 1955 kam es zu einem wichtigen Militärbündnis. Dem Bagdad-Pakt traten Großbritannien, Irak, Iran, Pakistan, Türkei und die USA (offiziell nur Beobachterstatus) bei.

Die Sowjetunion hingegen positionierte sich auf Seiten der arabischen Freiheitsbewegung. Diese Positionierung der Sowjetunion trieb auch viele arabische Führer in die Arme der Sowjetunion.

Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist die Eisenhower-Doktrin. Der ehemalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower (regierte 1953-1961) erklärte diese Doktrin am 5. Januar 1957. Hier verkündete er, dass die USA an jedem Ort und mit allen Mittel (also auch Nuklear!) prowestliche Regime vor kommunistischer Unterwanderung oder einer Bedrohung durch die Sowjetunion schützen werde.

Die Doktrin fand auch in der Realität Anwendung. So wurde im April 1957 der jordanische König Hussein der Erste vor der Opposition mithilfe einer US-Flotte geschützt. Ein zweites Mal wurde die Doktrin in der Libanonkrise 1958 angewendet, als US-Truppen den Sturz des prowestlichen christlichen Staatspräsidenten Camille Chamoun verhinderten.

Diese Doktrin war äußerst aggressiv und auch kontraproduktiv. Als der sowjetische Ministerpräsident Nikita S. Chruschtschow die USA besuchte, hob Eisenhower seine Doktrin 1959 auf. Stattdessen gab er der Koexistenz beider Machtblöcke den Vorzug.

Bis zum Ende des Kalten Krieges prägte der Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion die Geschehnisse des Nahen Ostens stark.

Vollständige Souveränität für weitere arabische Staaten

Ägypten diente den anderen arabischen Staaten als Vorbild bei der Erlangung vollständiger Souveränität.

Am 14. Juli 1958 folgten irakische „Freie Offiziere“ dem Vorbild Ägyptens und stürzten die probritische Monarchie. Nun proklamierten diese eine irakische Republik und wiesen britische Militärs aus.

In Nordafrika hatte Libyen, als ehemalige italienische Kolonie, schon 1951 die Unabhängigkeit erlangt. 1956 folgten dann noch Tunesien und Marokko.

In Algerien gab es bereits seit 1954 einen blutigen Kolonialkrieg. Dieser Kolonialkrieg war wohl einer der blutigsten im Nahen Osten. Frankreich betrachtete Algerien als Teil des „Mutterlandes“ und wollte seine Kolonie auf keinen Fall verlieren.

Erst 1962, nach 8 Jahren Krieg, schaffte es Algerien seine Souveränität zu erlangen.

Saudi-Arabien ist zwar schon seit 1932 souverän, doch gab es auf der arabischen Halbinsel noch einige kleinere britische Kolonie. Hier machte 1961 Kuwait den Anfang und erklärte seine Unabhängigkeit.

Die europäische Kolonialgeschichte endete mit der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Arabischen Emirate am 2. Dezember 1971.

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