1948 Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel

Die Gründung Israels – Konflikte und Reaktionen im Nahen Osten

Schon lange wollten die Juden in Palästina einen eigenen Staat gründen. Natürlich lehnten die Bewohner Palästinas, wie auch die Araber im Nahen Osten, diese Pläne strikt ab.

Balfour-Deklaration als Grundstein für die Errichtung des Staates Israel

Mit der sogenannten Balfour-Deklaration von 1917 konnte die „Zionistische Weltorganisation“ einen großen Erfolg feiern. Der Zionismus ist die Bewegung von Juden einen eigenen Staat in Palästina zu errichten.

Die Balfour-Deklaration ist die Erklärung vom britischen Außenminister Arthur James Balfour, dass seine Regierung die Errichtung einer „jüdischen Heimstatt“ in Palästina unterstütze. Diese wurde am 2. November 1917 verkündet.

1897 wurde in Basel die „Zionistische Weltorganisation“ gegründet, die mit internationaler Unterstützung einen eigenen Staat errichten wollte. Doch die Organisation fand lange Zeit keine Unterstützung.

Denn lange gehörte Palästina zum Osmanischen Reich, welches wenig Verständnis für die Interessen der Zionisten hatte.

Auch bei den europäischen Staaten trafen die zionistischen Bestrebungen auf wenig Unterstützung, denn die jüdische Bevölkerung in Mittel- und Westeuropa hatte wenig Interesse in Palästina einen eigenen Staat zu gründen.

Stellt sich nun die Frage, warum die britische Regierung letztlich so stark für den neuen Staat Israel gekämpft hat?

Zum einen wollten die Briten ab 1916 die USA zum Kriegseintritt auf Seiten der Entente (Großbritannien, Frankreich, Russland) bewegen. Sie versuchten die starke jüdische Gemeinschaft in den USA durch die Balfour-Deklaration für sich zu gewinnen. So sollten die USA dazu gebracht werden, an der Seite der Entente, in den ersten Weltkrieg einzutreten.

Außerdem spielte der Nahe Osten als wichtiger geostrategischer Brückenkopf eine zunehmend wichtiger werdende Rolle. Zum einen ist der Nahe Osten die Brücke nach Indien, eine der wichtigsten Kolonien des British Empire. Zum anderen spielte das Erdöl in der Region eine immer wichtiger werdende Bedeutung.

Paris und London wussten, dass der Nahe Osten eine wichtige Region werden wird. Nicht ohne Grund haben sich beide Länder in dem Sykes-Picot-Abkommen auf eine Aufteilung der Region geeinigt.

Den Briten wurde in diesem Abkommen unter anderem Palästina zugesprochen. In der zionistischen Bewegung sahen sie einen natürlichen Verbündeten, der ihnen bei der Durchsetzung der britischen Interessen in der Region helfen könne.

Dies wusste auch die mehrheitlich arabische Bevölkerung in Palästina, die befürchtete Bürger zweiter Klasse zu werden. Denn sie glaubten, dass die jüdischen Mitbewohner von den Briten deutlich bevorzugt werden.

Mit diesem Glauben lagen die Araber in Palästina leider nicht falsch. So hatte die britische Mandatsverwaltung ehemalige Ländereien preisgünstig an jüdische Siedler verkauft.

Hierdurch wurde das freiverfügbare Ackerland knapper, die Bodenpreise stiegen, was einige arabische Grundbesitzer zum Verkauf ihrer Ländereien veranlasste. Auch diese Ländereien wurden in der Regel an jüdische Siedler verkauft und die für den Ackerbau nutzbare Fläche wurde immer geringer. Ein Teufelskreis.

Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland flohen viele Juden aus Deutschland und Europa. Zwischen 1933 und 1939 wanderten offiziell 176.000 Juden nach Palästina ein.

Durch diese starke Einwanderung verschob sich die Zusammensetzung der Bevölkerung. Nun machen die Araber nicht mehr 90% der Bevölkerung (1922) aus, sondern nur noch 70% (1936).

Kampf gegen den Staat Israel als religiösen Kampf

Der oberste islamische Rechtsgelehrte von Jerusalem, der Großmufti Harsch Amin al-Husseini, wurde zum wohl radikalsten Führer im Kampf gegen den Staat Israel.

Al-Husseini stellte den Kampf gegen die Juden als einen religiösen Kampf dar. Er schaffte es, viele Araber von dieser Vorstellung zu überzeugen.

In den 1930er-Jahren kam es zu den ersten blutigen Ausschreitungen und Übergriffe auf jüdische Siedlungen. Aber auch Angriffe auf zivile und militärische Einrichtungen nahmen deutlich zu.

Im November 1935 forderte der Großmufti von der britischen Besatzungsmacht, dass die jüdische Einwanderung und der Landverkauf an jüdische Siedler gestoppt werden muss.

Ab April 1936 setzte er sich auch für eine nationale Unabhängigkeit Palästinas ein und rief am 19. April einen sechsmonatigen Generalstreik aus.

Zur Streikleitung wurde ein „Arabisches Hochkomitee“ gegründet, welches unter der Führung al-Husseinis stand. Aus dem Streik wurde ein gewaltvoller Aufstand. Es kam zu Anschläge gegen jüdische und britische Einrichtungen und Sicherheitskräfte. Doch jüdische paramilitärische Verbände schlugen zurück.

Am 30. Juli 1936 erklärten die Briten das Kriegsrecht.

Aufständische wurden inhaftiert, teilweise sogar hingerichtet und ihr Besitz beschlagnahmt oder zerstört.

Zwischenzeitlich gab es verschiedene Vermittlungsversuche, die aber leider alle scheiterten. Mitte 1937 eskalierte der Aufstand erneut. In der Reaktion darauf haben die Briten das „Arabische Hochkomitee“ verboten. Al-Husseini floh in den Libanon.

Obwohl ihr religiöser Führer sich in den Libanon geflüchtet hatte, gingen die Kämpfe weiter. Die Briten haben 20.000 weitere Truppen in Palästina stationiert. Die jüdischen paramilitärischen Kämpfer wuchsen unterdessen auf 15.000 an.

Gemeinsam mit den paramilitärischen Kämpfern konnten die Briten im Herbst 1938 die Kontrolle über Palästina wiederherstellen.

Großbritanniens Politik gegenüber Palästina und der arabische Aufstand führten dazu, dass sich die gesamte arabische Unabhängigkeitsbewegung radikalisierte.

Verschiedenste Gruppen bzw. Staaten im Nahen Osten fanden Einigkeit darin, die arabischen Palästinenser zu unterstützen. Auch lehnten sie die Gründung Israels vehement ab. In diesen beiden Fragen war die die Arabische Welt also einig und fand so einen gemeinsamen Nenner, der in eine neue Phase des arabischen Nationalismus führte.

Besonders der Antizionismus (also der Kampf gegen die Staatsgründung Israes) führte zur Einigkeit in der arabischen Welt.

Die Gründung der Arabischen Liga

Die Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich waren im zweiten Weltkrieg längerfristig geschwächt und konzentrierten sich nach 1945 auf die wichtigsten Kolonien.

Hierdurch konnten bereits 6 Staaten formal selbständig werden:

  • Ägypten
  • Irak
  • Transjordanien
  • Libanon
  • Saudi-Arabien
  • Syrien

Diese 6 Staaten gründeten am 22. März 1945 in Kairo die „Arabische Liga“. Kurze Zeit später, im Mai 1945, trat auch Jemen der arabischen Liga bei.

Nach der Charta der arabischen Liga gehören diese Staaten einem Beratungs- und Nichtangriffspakt an. Zudem wird die einzelstaatliche Souveränität aller Mitglieder geachtet. Es geht also um die Sicherung einer arabischen Staatenvielfalt. Doch wurde am Rande auch auf das Fernziel, eines gesamtarabischen Staates, hingewiesen.

Ein zentraler Grund, warum die arabische Liga gegründet wurde, hängt mit dem Palästinakonflikt zusammen. So sollte die Organisation dafür sorgen, dass der Staat Israel in Palästina nicht gegründet wird.

 

Arabische Liga Mitgliedsstaaten
Arab League member states (orthographic projection)“ by Rob984 – Derived from File:Libya on the globe (North Africa centered).svg. Licensed under CC BY-SA 4.0 via Commons.

Gründung des Staates Israel

Nach Ende des zweiten Weltkrieges waren nicht mehr länger die Briten Herrscher über Palästina. Die Briten haben ihr Mandat an die Vereinigten Nationen übergeben.

Am 29. November 1947 nahm die UN-Vollversammlung mit der Resolution 181 einen Teilungsplan für Palästina an. Hierdurch wurde das Land in einen jüdischen und einen arabischen Staat aufgeteilt. Der Großraum Jerusalem sollte unter internationale Kontrolle gestellt werden.

Während die jüdische Bevölkerung diesen Plan mehrheitlich unterstützte, lehnten die arabischen Führer ihn strikt ab.

Am 14. März 1948 wurde der Staat Israel unter seinem ersten Premierminister David Ben Gurion gegründet.

Bereits am nächsten Tag erklärte die arabische Liga dem neuen Staat den Krieg. Hiermit begann der erste Nahostkrieg. Ägyptische, syrische, jordanische, libanesische und irakische Truppen marschierten nun in Israel ein.

Doch die beteiligten arabischen Länder wollten die anderen arabischen Staaten jeweils an der Besetzung Palästinas hindern. Denn jenes Land, welches Israel einnimmt, würde einen deutlichen Machtzuwachs in der Region erfahren.

Dieses umkoordiniertes Handeln, aber auch die antiquierten militärischen Strukturen führten dazu, dass der Angriff schnell versandete. Am 1. Juni 1948 trat auf Druck der UN ein Waffenstillstand in Kraft.

Diesen Waffenstillstand nutzte Israel, um sich für auf weitere Kampfphase besser vorzubereiten. Im Gegensatz zu den arabischen Truppen waren die israelischen Einheiten oft besser ausgebildet und bewaffnet.

Zwar gab es ein Waffenembargo der UN, doch durfte Israel mit Zustimmung der Sowjetunion Waffen aus osteuropäischen Beständen kaufen. Hierdurch konnten die Israelis sehr effektive Waffen (für die damalige Zeit) zu guten Preisen kaufen.

Zwischen Oktober 1948 und Januar 1949 führten mehrere Offensiven Israels zu einer herben Niederlage der arabischen Angreifer.

Am 24. Februar 1949 schloss Ägypten einen Waffenstillstand, dem schlossen die sich die anderen arabischen Staaten bis zum Juli an.

Interessanterweise konnte Israel bis zum Ende des Krieges ein größeres Gebiet beherrschen, als noch zuvor. Denn zuvor wurde Israel ein Gebiet auf Basis des UN-Teilungsplan von 1947 zugesprochen. Nun allerdings konnte Israel jedoch über ein größeres Gebiet herrschen.

Anschließend kam es zu Waffenstillstandverhandlungen. Hier wurde unter Vermittlung der UN die Westbank der Verwaltung Jordaniens und der Gazastreifen Ägypten unterstellt.

Westbank oder Westjordanland
Westbank oder Westjordanland in Israel (bzw. Palästina)
Gazastreifen in Israel bzw. Palästina
Karte Gazastreifen“ von Lencer – own work, used:UNOSAT, Situation Map-Gaza CrisisUN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, Gaza-Strip Overview MapSpiegel Online, Bastionen Israels im GazastreifenMinimap made with Israel location map.svg by User:NordNordWest. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.

Die arabischen Staaten erkannten diese neuen Grenzen natürlich nicht an. Die USA, Frankreich und Großbritannien traten allerdings als Garantiemächte für Israel auf.

Dieser erste Nahostkrieg blieb bei den Arabern in schlechter Erinnerung. Schließlich konnte der Staat Israel gegründet werden und große Teile der palästinensischen Bevölkerung wurden vertrieben.

Bei des Israelis wird der erste Nahostkrieg 1948/49 allerdings als „Unabhängigkeitkrieg“ gefeiert.

Wieder waren es die Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich, die wohl zu Recht als Feinde der arabischen Politik wahrgenommen wurden. Die Kolonialmächte setzten sich einseitig für die Interessen Israels ein. Es kam zu einer erneuten Zuspitzung des Kampfes gegen die Kolonialherrschaft.

Die einheimischen Eliten der Araber haben im Nahostkrieg völlig versagt. Hierdurch würde auch ihre Legitimität von weiten Teilen der Bevölkerung angezweifelt. Die Eliten im eigenen Land wurden als unfähige Handlanger der Kolonialmächte angesehen.

Die Eliten wurden zu Feinden der Nationalbewegung!

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